Sonntag, 2. Januar 2011

Land Rover Ambulance - Wenn Offroad, dann richtig!

„Rein in den Großstadtdschungel!“ So oder so ähnlich lautet die Devise jeglicher SUV-Hersteller. Dass diese fettleibigen und höhergelegten Kombis für mehr als Muttis Großeinkauf  beim Vorstadtdiscounter herhalten müssen, hatten die Verantwortlichen erst gar nicht einkalkuliert.

Auch der Jungunternehmer, der normalerweise 70 Stunden in der Woche arbeitet, um am Monatsende pünktlich die Leasingrate an den örtlichen Vertragshändler rüberbeamen zu können, tupft noch mal schnell am Sonntagnachmittag „Matsch aus der Dose“ auf seinen silberblauen Audi Q7, um am nächsten Morgen auf dem Firmenparkplatz den artgerechten „Einsatz“ seines Boliden dokumentieren zu können.

Dass es auch anders geht, beweist Sven aus Hamburg. Trotz des gut ausgebauten Straßennetzes der Hansestadt kennt er immer den einen oder anderen Pfad abseits befestigter Straßen. Kein Weg zu steil, kein Wassergraben zu tief! lautet sein Motto. Auf diese Weise pflügt der Landschaftsbauer ganz nebenher schon mal den einen oder andren Acker um. Ganz einfach, weil’s Spaß macht!


Ob da auch ein Q7 mithalten kann? Wir wollen es gar nicht wissen, man könnte ja schicke 22-Zoll-Walzen zerkratzen, was bei der Leasingrückgabe als wirtschaftlicher Totalschaden deklariert werden könnte - lieber nicht! Und überhaupt: Für ordentlichen Gelände-Fahrspaß braucht man einen richtigen Geländewagen mit jahrzehntelanger Erprobung und keinen Passat auf Plateauschuhen im Wert einer Doppelhaushälfte.

Da kam der Land Rover Ambulance 109 genau zur richtigen Zeit daher. Svens Exemplar verrichtete in seinem vorigen Leben, Anno 1979, seinen Dienst treu und zuverlässig für die holländische Armee. Es handelt sich hierbei um ein speziell angefertigtes Modell für Krankentransporte. Ein absoluter Glücksgriff für die viel und gern Verreiser Sven und Freundin Annette, die das ehemalige Krankenlazarett in ein multifunktionales Wohnmobil verwandelt haben. Sogar der Dackel hat hier seinen eigenen Platz während der langen Fahrten, denn die ideale Reisegeschwindigkeit für diesen Koloss liegt bei ca. 80 – 90 km/h. Da die originale Erstmotorisierung in die Jahre gekommen war, spendierte Sven seinem Ambulance an einigen langen Schrauberabenden einen 2,5-l-Dieselmotor mit tapferen 67 PS aus japanischer Produktion. Bei diesem Eingriff wurde gleichzeitig auch ein Overdrive-Getriebe implantiert. Erfreuliches Resultat: Auf Langstreckenfahrten genehmigt sich der Ambulance lediglich 9,5 Liter auf 100 Kilometer.

Ursprünglich hatte der Wagen Platz für Fahrer und Beifahrer sowie für einen Arzt und vier liegende Patienten. Doch der mittlerweile als Lieferwagen zugelassene Land Rover hat auch ausstattungstechnisch einiges zu bieten, wovon der gemeine ATU-Tuner oder selbst MacGyver nur träumen können: Rückwärtskamera, Funkgerät, Extrem-Hi-Fi und 1300-Watt (!!!)-Beleuchtung inkl. Arbeitslicht und Suchscheinwerfer. Fast schon futuristisch anmutend ist der „Wohnbereich“. Die 5 000-Watt-Bass-Maschine (geschätzte Leistung nach Hörprobe), welche gleichzeitig durch Aufklappen einen Durchgang zum Führerhaus ermöglicht, erinnert stark an den „Flux-Kompensator“, mit dem Marty McFly zurück in die Zukunft gereist ist. Ein Jammer, dass der Land Rover nicht über die 100 km/h-Marke kommt, einen Versuch wär’s wert.

Doch bevor der Arzt und seine vier Patienten das Interieur wieder für sich beanspruchen, zählen wir lieber die weiteren Goodies auf: komplette Küchenausstattung inkl. Gaskocher, Kompressorkühlschrank, Warmwasserboiler und Espressomaschine, Ausklappbett, Tisch, Chemieklo, unzählige Staufächer sowie die aufklappbare Hundehütte runden das Wohlfühlangebot ab. Für ausreichende Energieversorgung sorgen eine 100-Ah-Starterbatterie, zwei Gelbatterien und vier Solarzellen auf dem Dach. Damit die Ökobilanz noch besser ausfällt, wurde das Dach mit Sedumpflanzen begrünt, welche bereits seit 12 Jahren gedeihen.

Erprobungsfahrten Richtung Skandinavien oder nach Südfrankreich belegen die Zuverlässigkeit dieses Weggefährten. Denn dieser Land Rover ist wirklich für jeden Einsatz gut gerüstet, mit einem Schlauchboot, einem kompletten Outdoor-Equipment und einem Elektro-Scooter könnte man im Fall der Fälle spontan zu einer Erdumrundung auf vier Rädern starten. Auf einen echten Geländewagen ist eben immer Verlass!

Dieser Artikel erschien im ausverkauften ABGEFAHREN Magazin #03
Fotos und Text: Alex Boehm

3 Kommentare:

  1. Was für ein geiles Teil! Und NEIN, ein Q7 kann da nicht mithalten. Ich hatte bis vor einem Jahr einen und das Ding kann im Gelände nix, ausser Stecken bleiben.
    Sehr geiles Auto, dieser LR ...

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  2. echt geile Kiste könnte mir auch gut stehen ;)
    Diese aufgebockten Kombis können nix ich war letztens mit solchen Leuten im Gelände da hört man nur "vorsicht er setzt wieder auf!"
    Ich fahr nen LR 110 ex MOD Softtop

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  3. Moin Àlex, toll das die Seite noch Online ist😃 Liebe Grüße von mir (Sven) und der mittlerweile 45 Jahre alten Ambulance!!!

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