Mittwoch, 29. Dezember 2010

Audi V8 - They call him Rusty

Wenn man das Wort „Rusty“ * in Verbindung mit dem magischen Kürzel V8 hört, so denkt man sofort an einen Rat Rod oder einen anderen heruntergerittenen Wagen aus der Blütezeit des amerikanischen Automobilbaus.

Dabei kommt einem aber vermutlich am wenigsten ein alter Audi in der Hand eines Studenten in den Sinn, oder? Nun, der ein oder andere vermutet in diesem Zusammenhang wohl einen Dreher und findet, es sollte wohl eher rostiger 8V heißen. Weit gefehlt! Wir reden hier nicht von einem Letzthand-Audi 80 mit 4 Pötten und 8 Ventilen, der gelegentlich von Sandalen bewehrten Alt-68ern zur Uni gequält wird , sondern vom ersten Nachkriegs-Oberklassefahrzeug, das 4 Ringe trug – dem Audi V8.
Rolf, der Besitzer des Audi V8 auf dieser Seite und Student mit Sinn für ausgefallene Fortbewegung, kaufte den Wagen mehr als Mittel zum Zweck denn als längerfristigen Begleiter des Alltags. An sich sollte der Audi nur die Zeit überbrücken, bis Rolfs Käfer-Projekt (Umbau auf heißgemachten VW G40-Motor) fertig wäre. Irgendwann war der giftige Krabbler fertig, doch war er alles andere als zuverlässig und so durfte der Audi bleiben.

Wie Rolf zu „Rusty“, dem Audi V8 kam und wie ein Auto so rostig wurde, obwohl der Hersteller immer mit vollverzinkten Fahrzeugen glänzte, dazu komme ich jetzt.
Ein Bekannter aus Rolfs Dunstkreis kaufte sich ein abgebrochenes Restaurierungsprojekt, eine VW T2b-Pritsche mit Doppelkabine, kurz „Doka“. Diese war komplett sandgestrahlt und der ambitionierte Hobby-Restaurierer hatte sie eine Zeit lang unbehandelt draußen stehen lassen, ehe sie an Rolfs Kumpel als Schlachtobjekt verkauft wurde. Dieser machte sie wieder fahrbereit, beließ die Karosserie unbehandelt im Rostlook und nutzt die „Doka“ seitdem als Mountainbiketransporter.
Diese „Doka“ brachte wiederum einen anderen Kollegen von Rolf auf die Idee, einen seiner Audi V8 mit eben dieser rostigen Endzeit-Optik zu versehen.
Die Wahl fiel auf einen 92er 4,2 V8 mit 280 PS, Allrad und einer kaum Wünsche offen lassenden Ausstattung. Da der Lack absolut tot war, machte man sich rasch daran, die Karosserie bis auf das letzte Lackpartikelchen runterzuschleifen und unterzog den V8 einer ordentlichen Rostkur. Manch einer fragt sich: Wieso ein vollverzinktes Auto aus dem Baujahr einer solchen Tortur unterziehen!?
Nun, diesmal wurde der Rost eben nicht kuriert (er war ohnehin nicht vorhanden), sondern mit einer speziellen Mischung gewollt aufs Blech gebracht.

Nachdem der V8 fertig war - der Aufbau zog sich fast 2 Jahre hin -, fuhr Rolfs Vorgänger nur eine kurze Zeit damit, bevor er den rostigen V8 an Rolf weiterverkaufte, der auch nur eine kurze Zweck-Affäre im Sinn hatte. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Zuerst tauschte Rolf die mit „asozialen Lüftungsschlitzen“ versehene Motorhaube gegen eine originale aus. Nun musste natürlich die neue Haube vom Rostfarbton her genau zum Rest passen, doch Rolf kam schnell zu einer guten Lösung, die er wie folgt beschreibt: „Geht übrigens mit Batteriesäure perfekt ... Bedarf aber einiger Übung und natürlich höchsten Sicherheitsstandards bei der Verarbeitung!“
Dann kam die normale Wartung und Erneuerung der Verschleißteile wie Bremsen und Zahnriemen und eine Menge an Modifikationen, die den Audi erst zu dem unverwechselbaren V8 machen, der er heute ist.
Rolf tauschte die „Sofasitze“ gegen Sportsitze von Audi mit allem möglichen Luxus wie Memory und Sitzheizung, verbaute eine abnehmbare Anhängerkupplung, um die Alltagstauglichkeit zu steigern, legte ihn ca. 60mm tiefer mit gelben Koni-Stoßdämpfern, ersetzte die originale Auspuffanlage gegen eine Anlage aus VA-Edelstahl, die mit 4 Endrohren endgültig Schluss mit original macht und dem V8 zu einem satten Klang verhilft. Schwarze Treser-Rückleuchten und passende Schlappen runden das Bild vom Bad 'n' Rusty-Kraut V8 ab. Als Rolf dann beim TÜV alle Umbauten eintragen ließ, gab ihm der Prüfer noch einen guten Tipp mit auf den Weg: Er solle doch bitte ein Auge auf die Rostvorsorge werfen. Endlich mal ein Prüfer mit Humor!
Durch die Umbauten gefiel Rolf der Wagen nun noch besser als beim Kauf und auch die üppige Summe an Kohle, die das Endzeit-Schlachtschiff bis dato verschlungen hatte, verleiteten ihn dazu, dem V8 ein längeres Asyl zu gewähren.

Geradezu begeistert ist Rolf von der Tatsache, dass das Blech nicht faul ist, aber dafür Väterchen Rost. Zitat: „Komischerweise rostet das Blech nicht weiter, der Rost ändert etwas seinen Farbton und das war's. Ich bin also guter Hoffnung, den Wagen mit in die Rente zu nehmen.“ So viel zum Thema „Übergangsauto“, Rolf!
Auf die Frage hin, wie denn so die Neuwagen verwöhnte Umwelt auf den Audi reagiert, erzählt Rolf, durchaus erfreut: „Tja die Reaktionen ... Die gehen weit auseinander. Sind aber soziologisch gesehen höchst interessant und lassen tief in das verklemmte deutsche Autofahrerhirn blicken. Seltsam, wenn ein älterer Herr seine silberne E-Klasse an der Ampel verlässt, nur um zu fragen, ob das Rost sei. Auf die Antwort „Ja“ fragt er dann: “Und was soll das?“
Warum sein Benz silbern angemalt ist, darauf wusste er selbst keine Antwort.
Viele tun so, als ob das ganz toll ist, regen sich aber vermutlich über einen Kratzer an ihrem Touran so maßlos auf, das sie eine Woche nicht schlafen können.
Nun ja, andere zeigen den Daumen hoch, wenn sie mir  entgegen kommen. Viele denken wohl auch, dass es eine teure Effektlackierung ist, sprechen dabei von Rostlack. Den gibt's ja sogar wirklich, habe ich letztens festgestellt, ist in meinen Augen aber mindestens so albern, wie auflackierter Dreck am Geländewagen“.
Rolf liebt seinen rostigen Alltags-Gefährten, der sich im Schnitt 15 Liter auf 100 km und 2 Liter Öl auf 1000 km gönnt und damit ebenso wenig beim Sprit spart, wie Rolf und seine Kommilitonen auf den Uni-Parties am Wochenende.
Dank grüner Umweltplakette schafft er es dennoch bis vor den Hörsaal und mit den 280 PS auch immer rechtzeitig, selbst wenn der Wecker mal wieder seinen Dienst verpennt hat.

Dass Rolf anders ist und seine fahrbaren Untersätze ebenso, das hat man nun ausreichend begriffen und erkannt, doch den krönenden Absch(l)uss bringt er mit der Beantwortung der Frage nach dem Kilometerstand: „Kilometerstand unbekannt, vorgedreht auf 768 TSD .“
Noch Fragen?

Dieser Artikel erschien im ausverkauften ABGEFAHREN Magazin #03
Fotos: Rolf Hess
Text: Matti A. Bohm

Sonntag, 19. Dezember 2010

Carton de la Papp’

Früher war alles besser und echte Autos noch aus Stahl, bekommt man als Altblechfahrer häufig zu hören! Doch was ist das? Ein Trabant, über 30 Jahre alt und doch aus Plastik? Offiziell hieß es natürlich nicht Plastik, sondern „baumwollverstärktes Phenoplast“. Und nicht alles war aus Kunststoff gefertigt - sondern nur die Karosserieverkleidung.


Aus heutiger Sicht hat sich also nicht viel getan, wenn man sich die modernen Plastikkolonnen auf den Straßen ansieht. Fakt ist: Die DDR war der Zeit weit voraus, und nach der Wende begannen sogar die Hersteller des kapitalistischen Auslands diese Bauweise in ihren Modellen umzusetzen. Damit der Kunde davon nichts mitkriegt, wird heutzutage alles einfach mit silberner Farbe übergeduscht.

Der Trabbi war so gesehen ungewollt das Vorbild des heutigen Automobilbaus. Und dennoch hatte er einen ganz entschiedenen Vorteil: Man benötigt keinen Laptop, wenn er mal wieder nicht anspringen will. Im Westen also nichts Neues …

Bis heute von der Stasi unter Verschluss gehalten: Die Technischen Daten aus zuverlässiger Quelle von Stupidedia – der Enzyklopädie ohne Sinn!

Modor: Lufdgegühlder Zwezylinder Zwedagder mid Flachschieber und Glemmgolben

Getriebe: umschaltbor vom 1. Gang (schleische) bis zum 4. Gang (Lichtmaaschine), Freiloof zum Obschlebben oohne Modorüberhitzung.

Ventile: Keene

Geilriemen: Verschleißdeil, zwee bis drei Stick immer im Gofferrom, alternativ Strumphose der Beifohrerin.

Zindung: Molotov Abreisszindung

Zindgerzen: Blitzkov 175 HL UdSSR

ABS: Andi-Beschloinjungs-Süsteem

Vorjaser: Eenloch-Schloochruesselvororscher mid Disenverstobfungstechnologie

Lischtmaschine: maximal 'n halbes GaWe Gleich-, Wechsel- oder Keenstrom

Drehzohlmesser: bei Nachtfoart is übor de Scheenwerferhellichgeet de Modordrehzohl bestimmbor

Beschleunijungszeid: Jemessen konnte eine Beschleunijung von 0 oof 70 Km/h mittels eines handelsüblichen Kalenders: 4 Tage und 7 Stunden.

Anlasser: VEB Anlassergombinat "Winterschreck", alternativ Berg, Beifahrerin oder ADAC

Fohrwerg: Frondandrieb, Einzelraduffhaengung fuer Ersatzrod. Seilzuglengung mit audomadischer Spurverbreiderung nach 10000 km. Hidraulische Drommelbremse vorn und gelechendlich och hinden. Freihändsche Lengung durch Bremsen / Beschleunischn mechlich.

Garosserie: Bodengrubbe 2mm Badewannenplech. Aussnhaut verkunstharzte Baumwolle.

Wisch-Waschanlache: Handbetrieb dorch gleechmäßsches Häbeln hinterm Amadurenbrett. Mon gonnte ooch mit de Wossorbisdole oosm Hondschuhfoch de Schoibn vor dem Wischn nosssbritze.

Scheebenheizung: Hinten, nur bei De Luxe Oosführung, dient zuor Wärmung dor Finger dor Beifoahrerin beim Schiemn

Honni DDR40 Roadio [Kopie von de SONY oos Japan]: Woartezeid ca. 5 Joare, nua jegen Oofpreis


Dieser Artikel erschien im ABGEFAHREN Magazin #2

Text: stupidedia.de/Alex Böhm